Kitzbühel Deal mit Liechtensteins Skigeschichte illegal? (Kolumne)

Der Kitzbühel Deal mit Liechtensteins Skigeschichte, ein unrühmlicher Fall, eine höchst fragwürdige Geschichte. Real und surreal. Listig und hinterlistig. Original und originell und weit entfernt von dem, was wir heutzutage unter Correctness und Transparenz verstehen. Die St, Gallener Tageszeitung u.A. berichten: „Eigentümer aus dem Toggenburg und Liechtenstein, wollen 1000 Leihgaben aus der Noldi-Beck-Sammlung zurückhaben, die angeblich mit der Sammlung nach Kitzbühel mitgingen. Sie drohen mit einer Anzeige.“. Das Blatt zitiert: „Eine Sache für die Polizei“ und geht soweit im Zusammenhang mit der TVB Präsidentin „vom „Denver Clan“ zu schreiben. Touristiker fragen: In was sind wir da hineingeraten?

Artikel aus „Liechtensteiner Vaterland“

Wäre da nur die Geschichte einer einfachen Gastwirtin gewesen, die sich zu ihrem Traum offen bekannt hätte, dann wäre der Coup mit der Vaduzer Noldi-Beck-Ski-Sammlung zumindes originell gewesen und ein Beispiel für instinkthaften Pioniergeist, der mit dem Familienamen über Generationen verbunden ist.

Die Rede ist von Signe Reisch, einer kreativen Kitzbüheler Gastwirtin. Dieses Image wäre ihr geblieben als eine, die einen gordischen Knoten durchschlug um eine bedeutende Skisammlung, trotz aller widrigen Umstände, nach Kitzbühel zu bringen während andere in der Gamsstadt auf ihren so prallen Geldsäcken hocken, immun gegen die Visionen eines unruhigen Geistes.

Ja, Signe Reisch, die Urenkelin des legendären Ski-Pioniers Franz Reisch, eine ähnlich kreative Persönlichkeit, das hätte sie sein können, denn sie war ja im Überfluss mit den Genen des Urgroßvaters ausgestattet. Und so schien es zunächst so, als könne auch sie einen ganz großen Wurf schaffen.

Doch es ist allgemein so im Leben, wenn ein Übermaß an Unaufrichtigkeit und Eigensinn den Weg zum Erfolg versperrt. Ein kluger Stratege zu sein und dabei aufrichtig zu agieren und einen geraden Weg zu gehen, das war es wohl, was Franz Reisch einst auf jeden Fal ausmachte.

Das Tiroler Wesen hat sich ganz generell gesehen über die Zeiten verändert. Der natürliche Wunsch, etwas in die Hand zu bekommen, was andere übersehen haben und dementsprechend subtil zu verfahren, um dann etwas daraus zu machen, das ist heutzutage in rücksichtslose Gier umgeschlagen. Die zähe Geduld, einst Markenzeichen des Berglers, mutierte zwischenzeitlich zu herrischer und besitzergreifender Unduldsamkeit und das, ungeachtet aller Spielregeln.

Über allem liegt, wie ein Schatten, die Egomanie, die glaubt, alles beherrschen zu dürfen, alles beeinflussen zu wollen und alles tun zu können, denn schließlich ist man wer, in Kitzbühel.

Warum also noch viel fragen? Mach´n ma so und guat is.

Irgendwann in 2016, man weiß nicht mehr ganz genau wann, erschien die Wirtsfrau und Präsidentin des höchst ehrbaren Verbandes Kitzbühel Tourismus, Signe, Reisch, in Vaduz. Sie zeigte sich fest entschlossen, dort ein veritables Skimuseum in Bausch und Bogen zu erwerben, von dem ihr Kitzbühels Skiclub-Präsident, Michi Huber, begeistert berichtet hatte.

Kitzbühel ist geradezu wie eine Kreditkarte vor allem dann, wenn man als honorige Präsidentin des Kitzbüheler Tourismusverbandes auftreten kann. Und auftreten kann sie, die Wirtin von der Rasmusleiten.

All das, was das Museum ausgemacht hat, so berichtet die Vaduzer Presse, übernimmt Signe Reisch, allein mit diesem Bonus „Kitzbühel“ ausgestattet, in Bausch und Bogen und aus allen Epochen in denen man sich Bretter unter die Füße schnallte.

Guntram Wolf, Stiftungsrat und Anwalt der Witwe von Noldi Beck, dem Vater des Vaduzer Skimuseums, hatte den Vertrag zum Verkauf der Sammlung entworfen und mit unterzeichnet. Die Kitzbüheler Seite wurde „federführend“ von Präsidentin Signe Reisch vertreten, stellt Anwalt Wolf aus Triesen unmissverständlich klar.

Das so korrekte Liechtenstein schaute überrascht, als die Sammlung auf mehreren Fuhren verteilt, Richtung Kitzbühel weggekarrt wurde.

Allerdings Geld war wohl noch keines geflossen. Erst einmal sollte die Sammlung nur in Kitzbühel eingelagert werden, berichtete „Vaterland“, das Leitmedium im Fürstentum.

Das war der Auftakt zu einer reichlich konfusen Geschichte. Woher das Geld für die Sammlung, die 400.000 Euro kosten sollte, das wusste wohl Signe Reisch zu diesem Zeitpunkt anscheinend auch noch nicht. Jedenfalls war die Sammlung beim österreichischen Zoll in Innsbruck ordnungsgemäß abgefertigt worden.

Voll Stolz präsentierte Kitzbühels Tourismuspräsidentin, Signe Reisch, Fotos der Sammlung auf ihrem iPad einem jedem in Kitzbühel, der sie sehen wollte. Nur, wo die Sammlung eingelagert war, das wollte sie nicht verraten. Schlimmer noch, sie leugnete den Kauf und dementierte, überhaupt etwas mit dieser Sammlung zu tun zu haben.

Und genau das ist es, was diese Sache so schlimm macht. Was wäre denn daran  gewesen, öffentlich zu bekennen, dass man den Mut gehabt hatte, eine Maßnahme zu ergreifen, derer man sich doch noch gar nicht sicher sein konnte. Immerhin war Signe Reisch  einfach so vorgeprescht.

Dieses unselige Gebräu an konstruktiver Kühnheit des Spontanen und dennoch mit unterbewusster Furcht, alles unter der Bettdecke abwickeln zu müssen, das war es, was den völlig unnötigen Flop produzierte.

Mit viel Engagement war aus der Skisammlung über Jahrzehnte ein Museum in Vaduz aufgebaut worden. Noldi Beck, sicher kein Nobody, sondern eine einstige Liechtensteiner und Schweizer Ski Ikone, schöpfte damals aus dem Vollen. Wer etwas auf sich und auch auf Noldis Leistungen hielt, der schenkte oder vor allem, lieh dem Ex-Skiprofi gerne so manches gute Stück, das am Dachboden schlummerte. „Weil Du es bist, Noldi“. So rückte so mancher einen Schatz heraus, den er ansonsten vielleicht nie hergegeben hätte. Vor allem, wenn er gewusst hätte, was letztlich mit dem Erbe von Noldi Beck geschah.

Er, der alte Pistenprofi und eine Handvoll Gefährten: Sie alle hatten mit dem Schwerpunkt Schweizer und Liechtensteiner Skisport etwas Großartiges geschaffen. Allerdings, eine fachlich so spezielle Sammlung kann ermüdend sein, wenn man sie nicht gestalterisch auflockert und gekonnt aufbereitet. Einfach so, Brett an Brett? Diese Überlegung mag wohl das Fürstentum letztlich dazu bewogen haben, nur zuzuschauen, als das Lebenswerk eines prominenten Liechtensteiner Sportlers so nolens volens abtransportiert wurde. Leihgaben übrigens eingeschlossen.

Tagblatt für die Ostschweiz (Schweizer NZZ Gruppe)

Man mag es drehen oder wenden. Es war, ist und bleibt Liechtensteiner und Schweizer Kultugut. Die vielen Helfer und Spender wurden erst gar nicht gefragt, ob sie mit dem Weggang der Sammlung nach Tirol überhaupt einverstanden waren. Denn dafür war ja die Noldi-Beck-Sammlung eigentlich nicht gedacht. Und so bleibt ein schales Gefühl, durchaus auch in Kitzbühel, ein gewisses Maß an Fremdschämen. Dazu die dringende Frage durfte man so einfach eine Stftung verscherbeln. Wo  war denn da der Stifterwille?

So oder so, man hatte den Liechtensteinern und den Schweizern bedeutendes Kulturgut vor der Nase weggeschnappt, ehe sich im Lande selbst etwaige Interessenskreise strukturieren konnten. Normalerweise ist es guter Brauch, sich bei derlei Transaktionen mit den zuständigen Gremien eines Landes abzustimmen. Immerhin bewegt man sich ja nicht im Haifischbecken der Sammlerszene. Und da ist sie wieder diese Unaufrichtigkeit, nicht offen aufzutreten, um die Eigentumsverhältnisse im Nachbarland abzuklären und sich mit den Gremien vor Ort abzustimmen. Von einer Kontaktnahme der Kitzbüheler Tourismuspräsidentin, Signe Reisch, zum Kulturressort von Vaduz oder Repräsentanten der Stadt, wenigstens der Höflichkeit halber, ist nichts bekannt.

So scheiden sich halt die Geister: Kitzbühel ist ziemlich robust aber zugleich auch sehr geheimniskrämerisch, wenn es um die eigenen Interessen geht.

Allein im Toggenburg vermelden die Medien Liechtensteins und der Ostschweiz, es seien mindestens 1000 Gegenstände gewesen, die ausdrücklich als Leihgaben in die Sammlung integriert waren und jetzt nstürlivh vehement reklamiert werden, nachdem die Sammlung als verschwunden gemeldet wird.

Sebstverständlich sind die Eigentümer nervös geworden, als man ihre Heimatgeschichte einfach so abräumt hat und nun erfährt, Reisch wolle angeblich die Sammlung weiterverkaufen. Die Ski Sammlung war seinerzeit in Kitzbühel eingelagert worden, doch keine der städtischen Institutionen wusste so recht, wie umgehen mit diesem unabgestimmten Schnellschuss der rührigen Kitzbüheler Chef-Touristikerin, die heute jede öffentliche Kritik postwendend mit einer Klage beantwortet.

Warum hat man die völlig überraschten Kitzbüheler nicht einbezogen? Warum hat man nicht offen um Unterstützung geworben? Warum wurde das Liechtensteiner Kulturgut in Bausch und Bogen abgeräumt, ohne Bestandslisten und Besitznachweise?

Immerhin wurde wegen der Sammlung eigens eine Sitzung der Arge Kitzbühel einberufen. Anwesend waren Vertreterder Bergbahn AG Kitzbühel, dem Tourismusverband Kitzbühel, des Kitzbüheler Ski-Clubs und der Stadtgemeinde Kitzbühel. Auf der Agenda stand die etwas ratlose Frage: Was tun mit Signes Beute aus Vaduz, die sie offiziell in ihrer Eigenschaft als Präsidentin von Kitzbühel Tourismus nach Kitzbühel geholt hatte. So jedenfalls beschreibt es ein aktives Mitglied von Kitzbühel Tourismus.

In dieser Sitzung präsentierte der renommierte Kitzbüheler Architekt und Extremsportler, Axel Naglich, einen außerordentlich gelungenen Entwurf, wie man den Neubau des Starthauses auf dem Hahnenkamm mit einem Neubau für die Ski Sammlung verbinden könnte.

Das Projekt mit Aussicht über die grandiose Berglandschaft gefiel allgemein, doch dem Vernehmen nach stellte sich Tourismuspräsidentin Signe Reisch quer und beharrte auf der Unterbringung in einem alten Spitalgebäude aus dem 16. Jahrhundert. Das wiederum gefiel ganz und gar nicht und so soll es zu einem Streit zwischen Reisch und anderen ARGE-Sitzungsteilnehmern gekommen sein, berichtet ein Insider. Damit war für jene, die in Kitzbühel das Sagen haben, das Thema vom Tisch.

Bleibt nur noch nachzutragen: Der Museumsverein, der Bürgermeister der Stadt Kitzbühel und auch Kitzbühel Tourismus lehnten rundweg ab, sich am Kauf der Sammlung zu beteiligen. So kam das ganze schließlich, mangels Transparenz und Verhandlungsgeschick der Tourismusobfrau, zu einem Flop.

Im wahrsten Sinne des Wortes sitzt Reisch nun auf den Skiern. Derweil zitiert die Liechtensteiner Presse Insider aus Kitzbühel, die berichten, „dass Signe Reisch den Kauf mit Hilfe ihrer Familie abgewickelt habe, um keinen Skandal zu provozieren. Schließlich wolle sie ja am 20. November 2017 erneut zur Präsidentin von Kitzbühel Tourismus gewählt werden, ein Posten mit Einfluss in der Alpenmetropole.“

Wie bereits angedeutet: In Liechtenstein, besonders im Toggenburg rumort es zunehmend. Eigentümer und Leihgeber wollen notfalls die Sammlung in Kitzbühel polizeilich beschlagnahmen lassen um die Besitzverhältnisse klären zu können. Ein schwer realisierbares Unterfangen und doch zeigt die massive Reaktion aus dem Toggenburg, wo man gut 1000 Exponate zurück haben möchte, wie stark die Empörung unter denjenigen Liechtensteinern und Schweizern ist, denen die alpine Schweizerische und Liechtensteinsche Kultur am Herzen liegt.

Empört äussert sich auch Stiftungsanwalt Anwalt Guntram Wolf aus Triesen und erklärt, dass Signe Reisch federführend bei Vertragsabschluss zum Kauf der Skisammung in Vaduz war. „Reisch ist eine ausgesprochen schillernde Figur. Sie wird auch als die mächtigste Frau von Kitzbühel bezeichnet“. Und auch das Ostschweizer Tagblatt legt in einer der jüngsten Ausgaben nach und bezeichnet die Familie Reisch als den „Denver Clan von Kitzbühel“.

Die Luft um Signe Reisch wird zunehmend dünner, wenn man die Reaktionen auf ihr Vorgehen bezüglich der Noldi Beck Sammlung wertet und deutet. Nicht wenige Beobachter dieses Trauerspiels sehen jetzt den Ball bei Kitzbühel.

Es wird höchste Zeit, „Frau Reisch muss jetzt schonungslos alles offenlegen, denn da ist inzwischen fremdes Eigentum im Spiel und da hört der Spass auf“, so eine Stimme aus dem TVB Kitzbühel. In der Tat: Wenn jetzt die Sammlung aus Vaduz rasch, wenn auch unwissend als heiße Ware verkauft würde, könnte das möglicherweise den Staatsanwalt auf den Plan rufen.

Fazit; Kitzbühel sollte jetzt schleunigst und einvernehmlich mit den Betroffenen, in Vaduz und im Toggenburg eine Rückabwicklung des Kaufs der Noldi-Beck-Sammlung anstreben, um nicht restlos das Gesicht zu verlieren.

Wird daus ein Fall für den Saatsanwalt. Wie wird die Landeregierung dazu stehen?