Gedenken – 75 Jahre danach: Auschwitz

Am 23 Januar 1945 befreite die sowjetische Armee die letzten Insassen der Lagerkomplexe Auschwitz, unter anderem auch das Kranken- und Vernichtungslager Birkenau. Es waren nur ca. 7000 Menschen, die das Grauen überstanden hatten. Darunter viele Kinder.

„Befreiung der Kinder von Auschwitz, 1945“

FFast eine Million Juden waren in Auschwitz ermordet worden. Tausende gingen auf Gewaltmärschen zugrunde, als sie zu Kriegsende, bei Annäherung der Sowjets, unter unmenschlichen Umständen in Arbeitslager des Reiches verfrachtet wurden. Sowjetische Truppen hatten Auschwitz befreit. Keine Frage, ein Verdienst. Es war allerdings die Sowjetunion, die nach dem Krieg neue antijüdische Gewalttaten und Pogrome in Gang setzte und auch Polen machte sich nach dem Krieg an den Juden schuldig. 1946 wurde Polen von einer Welle von antijüdischen Pogromen heimgesucht. In deren Verlauf wurden heimkehrende, vor dem NS Terror geflüchtete Juden, in Kielce und an anderen polnischen Orten vom Volkshaß erschlagen.

Man versteht sich: Auschwitz als Plattform für politische Spiele
Bild: ORF
u.A.

Darüber freilich kein Wort, anlässlich der Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im israelischen Yad Vashem. Anlässlich dieses Gedenkens waren über 50 Nationen durch ihre politischen Repräsentanten vertreten. Der polnische Präsident Duda war nicht vertreten. Er war schlichtweg beleidigt, weil er in der Gedenkstätte keine Rede halten durfte und weil den Polen von israelischen Historikern Kollaboration mit den Deutschen im Zweiten Weltkrieg vorgeworfen wird.

Einen peinlichen Affront lieferte ein,  bis dato am stärksten links zu verortender deutscher Präsidenten, Frank Walter Steinmeier. „Er wolle seine Rede auf Englisch halten, liess sich Steinmeier  vernehmen, denn er befürchte Holocaust Überlebende dadurch zu verletzen, wenn er sich in „der Sprache der Täter“ einlassen würde.

„Er wolle seine Rede auf Englisch halten, liess sich Steinmeier  vernehmen, denn er befürchte Holocaust Überlebende dadurch zu verletzen, wenn er sich in „der Sprache der Täter“ einlassen würde.

Der deutsche Historiker Professor Michael Wolffsohn kritisiert die Auschwitz Rede des deutschen Bundespräsdidenten: „Die immergleichen Worte … kein Wunder, dass kaum noch jemand zuhört“, Steinmeiers Rede beim Holocaust-Gedenken in Jerusalem sei wertlos“. Wolffsohn fordert eine neue Gedenkkultur in Deutschland. Bild ARD

Der deutsch/israelische Historiker, Professor Michael Wolffsohn, bekannt für sein Augenmaß in Sachen deutsch-jüdischer Geschichte, kritisierte die Auschwitz Rede des deutschen Bundespräsidenten: „Die immergleichen Worte … kein Wunder, dass kaum noch jemand zuhört, Steinmeiers Rede beim Holocaust-Gedenken in Jerusalem sei wertlos“. Wolffsohn folgert: „Eine neue Gedenkkultur sei in Deutschland überfällig“.

Der Versuch Steinmeiers, die deutsche Sprache als Träger allen Übels, gewissermaßen als Gegenstück zum Judenstern, zu etablieren, muss jene Juden abstoßen, die bei allem, was geschehen ist, nicht von ihrer Affinität zur deutschen Kultur lassen mögen und auch nach all den Ereignissen doch wieder eine Heimat in Deutschland gefunden haben

Ist Steinmeiers undifferenzierte Phraseologie der richtige Weg, dem Grauen von Auschwitz gerecht zu werden? Sicher nicht.

Die Deutschen, 75 Jahre nach Auschwitz, kollektiv und unterschiedslos ab zu watschen, sie mit wütender Rachsucht zu überziehen und einen kalkulierbaren Antisemitismus latent zu halten. Ist das etwa politisch so gewollt?

Ein herbeigeredeter Antisemitismus, soll der es rechtfertigen, dass den Deutschen immer wieder Daumenschrauben angelegt werden?  Die Deutschen haben sich in nun bereits  2 bis 3 Generationen, politisch überzeugend und fast einvernehmlich und  konsequent vom Nationalsozialismus und seinen Untaten distanziert. Dennoch die Frage, soll ein groß teils von den deutschen Führungseliten selbst geschürter und hauseigen provozierter Antisemitismus, einer Dauersühne der Deutschen Vorschub leisten?

Ein solcher Verdacht kommt nicht von ungefähr: Immerhin haben sich die Deutschen in ihrer Geschichte oft genug in geradezu flagellanter Manier selbst in Frage gestellt. Sie haben die singuläre Katastrophe des Holocaust für sich zur spezifisch deutschen Erbsünde erhoben und reklamieren mit elitärer Arroganz alle Schuld dieser Welt für sich: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“. Der neue Deutsche Nationalismus ist die „Unterheblichkeit“ schlechter zu sein, als alle anderen Völker auf Erden. Das über tausend Jahre alte Wurzelwerk der deutschen Geschichte ist bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und alle, durch Geschichte und Kultur erwachsenen Rechte und Verbindlichkeiten, sind für die Deutschen storniert. Ein alter katholischer Wahlspruch lautet: „Nur ein ganz großer Sünder hat das Zeug zum großen Moralisten. Je schrecklicher die Sünde, desto tiefer die Buße und Reue. Je tiefer die Buße und Reue, desto strahlender am Ende das moralische Überlegenheitsgefühl“.

Schuld und Sühne: Da hineingeworfen die Frage: „Wie sollen Juden, die erneut ihre Heimat in Deutschland suchen, unter diesen Umständen und in diesem von Denkzwang überlagerten und permanent aufgeheizten Klima ihr Leben gestalten?  

Deutschland, heute ein demokratisches Staatswesen, pauschal Antisemitismus vorzuwerfen, ist eine unsinnige und unlautere Behauptung. Deutschland vorzuwerfen, dass es einer „gebetsmühlenartigen“ Vergangenheitsbewältigung überdrüssig sei, das betätigt auch der Historiker Michael Wolffsohn. Es stellt sich hier durchaus die Frage: Geht es eigentlich darum, die Deutschen Tag und Nacht vorzuführen oder aber darum, Frieden und Eintracht zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland wieder herzustellen und jüdische Kultur als untrennbaren Teil der abendländischen Identität neu zu beleben?

Erinnerungskultur als Apell an das Gute oder Instrument gesellschaftspolitischer Repression? Mit dieser Frage haben sich schon viele kluge und sensible Köpfe auseinandergesetzt. In den frühen achtziger Jahren war es der damalige Oberrabbiner der Vereinigten Hebräischen Kongregationen von Großbritannien und dem Commonwealth, Immanuel Jakobovits, Baron Jakobovits (8. Februar 1921 – 31. Oktober 1999).

Jakobovits beklagte: „Man habe aus der Erinnerungskultur an den Holocaust ein großes Geschäft gemacht, an dem Museumsplaner, Architekten und Filmemacher gut verdienen würden“. Wenn dies tatsächlich so ist – und es sieht ganz danach aus, als ob Jacobovits  Recht behalten hätte – dann wäre das eine moralische Katastrophe. Eine Katastrophe deshalb, weil damit ein überwältigend schlimmes Ereignis in der Menschheitsgeschichte rein trivialen Ambitionen zum Opfer gefallen wäre.

In der Tat, Auschwitz kann doch nicht dazu dienen, um irgendwelchen gesellschafts-politischen Ansprüchen repressiven Nachdruck zu verleihen. Auschwitz ist sicher kein Gesinnungsknüppel, Auschwitz wäre eigentlich eine Warnung an die ganze Menschheit, es niemals wieder dazu kommen zu lassen, dass irgendwo Menschen aufgrund ihrer Herkunft verfolgt, seelisch zerstört und anschließend physisch vernichtet werden.

Bedenkt man allerdings, was seit 1945 permanent an Menschheitsverbrechen begangen wird und wie wenig doch die Menschheit aus Auschwitz gelernt hat, dann wird dieser Anspruch zunehmend marginaler. Es ist nicht die Masse, welche die Schwere des Verbrechens ausmacht, sondern es ist das Untote, das  Zombiehafte im Wesen des Menschen, sich gegenseitig, aus welchem Grund auch immer, zu vernichten

Auschwitz fordert ganze Wahrheiten. Keine Zuweisungen, keine Zuordnung und keine Zwangsverpflichtung. Auschwitz fordert einen absoluten, einen moralischen Anspruch an die Menschheit, nicht an eine Gruppe und nicht an ein Volk. Niemand sollte es wagen, wie bisher und viel zu oft geschehen, sich zu Lasten anderer freizusprechen. Wer die Täter und die Verantwortlichen am Holocaust auf Deutschland allein reduziert und sich selbstgerecht den Gutmenschen zuordnet, der ist ein barer Heuchler und hat rein gar nichts begriffen.

All jene, die heutzutage schamlos den Antisemitismus in der Welt instrumentalisieren, wie an erster Stelle die zweifelhafte und höchst umstrittene deutsche Antonio-Amadeo-Stiftung, treiben ein moralisch fragwürdiges Spiel. Ihnen geht es um nichts als um politische Erpressung. Und ausgerechnet die Länder, die damals ihre Grenzen für flüchtende Juden geschlossen hielten und sich weigerten, den Verfolgten Schutz und Hilfe zu bieten, übertreffen sich in unserer Zeit an selbstgerechter Schuldzuweisung gegenüber Deutschland.

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Die St. Louis, HAPAG, unter Kapitän Gustav Schröter. 1939: 950 Juden gehen in Hamburg an Bord. Sie suchen Asyl in einem freien Land : Kuba, USA oder Kanada. Doch niemand will sie. Die Reise wird zur Irrfahrt

1939 beginnt die St. Louis, ein Passagierdampfer der HAPAG von Hamburg aus, eine Irrfahrt: An Bord befinden sich 950 deutsche Juden. Sie suchen Schutz in Übersee. Kuba, die USA und Kanada lehnen die Einreise ab. Schließlich kehrt das Schiff mit allen Flüchtlingen zurück. Die Flucht nach Übersee war misslungen. In Antwerpen gehen die Menschen schließlich wieder von Bord. Nicht besser ergeht es Emigranten, die nach Palästina einwandern wollen. Die Briten hatten wahre Hürden aufgebaut und verlangten horrende Summen für die Erteilung eines Visums zur Einwanderung in das damalige Mandatsgebiet Palästina. Ab 1936 wurden aufgrund arabischer Proteste keine Visa mehr erteilt.

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Auschwitz, Vernichtungslager Luftaufnahme US-Airforce August 1941

Nicht weniger als die Briten, machten sich die USA schuldig. ihre Bomberflotten pulverisierten während des Krieges, vorzugsweise Kulturmetropolen wie Dresden und Würzburg, doch die Verkehrswege nach Auschwitz-Birkenau oder andere Vernichtungslager schalteten sie nicht aus. Damals machte auf höchster Führungsebene die Devise die Runde: „Unsere Jungen sind dazu da, den Krieg zu gewinnen und nicht um ein paar Juden zu retten“.  US-Präsident Roosevelt persönlich, hatte einen Angriff auf Auschwitz, trotz dringender Apelle jüdischer Kreise, ausdrücklich abgelehnt. Er fürchtete vor allem im Wahljahr 1944 um seine Popularität angesichts der zu dieser Zeit nicht unerheblichen antijüdischen Stimmung in den USA und so bestimmte er: „Nur kriegswichtige Ziele dürfen angegriffen werden. Das war beispielsweise das von Auschwitz nur wenig mehr als 600 Kilometer entfernte Königsberg, dessen historische Altstadt im Sommer 1944 durch britische Bomber zu 94 % vernichtet wurde.

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In Frankreich verhaftete Juden werden von der französischen Gendarmerie in Paris in Autobussen in Sammelstellen gebracht. 8281-41 ADN-ZB/Archiv: Bundesarchiv Berlin
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Sammellager Beaune-la-Rolande, Frankreich 1942
Bundesarchiv, Bild 101I-250-0939-28A / Dieck / CC-BY-SA 3.0

Auch in Frankreich hatte der Antisemitismus Tradition. Französische Gendarmerie jagte jüdische Frauen und Kinder, um sie der SS auszuliefern. Sie sind ebenso schuldig, wie diejenigen, die die Züge aus Frankreich in den Vernichtungslagern in Empfang nahmen. Ukrainischer, polnischer und litauischer Antisemitismus war es, der es überhaupt erst erlaubte, im Sinne des NS Terrors, effiziente Strukturen zur Realisierung des Judenmordes aufzubauen. Sie alle waren es, die auch das Gros des Personals in den Vernichtungslagern stellten und sie waren es auch, die unmittelbar an den Tötungen beteiligt waren.

Wer also den Holocaust auf ein spezifisch deutsches Phänomen reduziert und jene zu Befreiern hochstilisiert, die direkt oder indirekt in allen Ländern Europas das Verbrechen billigend in Kauf genommen haben oder gar aktiv mitbefördert haben, schadet dem Gedenken der Erinnerung weit mehr als unverbesserliche Leugner. Wer sich anmaßt, Macht und Einfluss aus dem Geschehenen abzuleiten und suggeriert, seine Stimme sei die der Überlebenden, der zerstört jeden Ansatz von echter Reue und Anteilnahme. Wer Geschichte und deren Belege fälscht, der stärkt die Holocaust Leugner und die Revisionisten. Wer versucht, aus dem Holocaust eine Religion zu machen, wie die „Jerusalem Post“ es in den 80er Jahren in ihrer Serie „Recording the Holocaust“ kritisierte und die Opfer zu geradezu religiös überhöhten Blutzeugen macht, die keinen Wahrheitsbeweis über das Erlebte erbringen müssen, der hat bereits die schreckliche Wahrheit und die Unverrückbarkeit des Geschehenen im historischen Bewusstsein der Völker unterwandert.  Vor allem brauchen wir keine glatt gestylten Holocaust Eliten in Politik und Wirtschaft, die sich als Lobbyisten des Horrors auf Staatskosten bedienen.

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Iwan/John Demjanjuk: Ausgangsfoto für die Fälschung des Ausweisfotos im ebenso gefälschten Dienstausweis von Iwan Demjanjuk. (Quelle Prozessakten Israel)
 
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Iwan/John Demjanjuk: Ausgangsfoto für die Fälschung des Ausweisfotos im ebenso gefälschten Dienstausweis von Iwan Demjanjuk. (Quelle Prozessakten Israel)
Iwan/John Demjanjuk, angeblicher Wachmann in Sobibor und Treblinka. Hauptindiz ein vom KGB zweifelsfrei gefälschter Dienstausweis. Das Foto wurde aus einem Privatfoto Demjanjuks (siehe obiges Bild) umretuschiert. Der Ausweis selbst ist im damals, für Dokumente unüblichen Offset-Verfahren gedruckt und eine frei gestaltete Fantasievorlage, die es in dieser Form nie gegeben hat.      
Die SS Runen sind ebenso handgemalt, wie diverse Satzzeichen. Die Unterschriften sind gefälscht. Zudem spiegelt der Ausweis einen Verwaltungsvorgang wieder, der so niemals stattgefunden haben konnte. Iwan Demjanuk wurde 1993 vom Obersten Israelischen Gerichtshof in zweiter Instanz freigesprochen.

In der Tat, es ist der Zweifel, der die Wahrheit zernagt. Und jene, die manipulieren und fälschen, wie im Fall Demjanjuk und in zahllosen anderen Fällen, um Erinnerungen mit gefälschten Dokumenten in Schauprozessen oder Medienberichten zu manifestieren, haben sich mit den wahren Verbrechern schon vor Jahrzehnten arrangiert. Diese Verbrecher konnten sich allzu oft mit Hilfe der USA der Gerechtigkeit entziehen. Während viel zu spät Gerechtigkeit geheuchelt wird, werden unbedarfte und völlig unwichtige Greise, sozusagen aus ihren Sterbezimmern herausgezerrt, um mit Ihnen Schauprozesse anzuzetteln. Diese irgendwo nachgeordneten armseligen Schranzen des NS-Systems, die in Lagerküchen oder in Büros von Konzentrationslagern gearbeitet haben, dienen nun dazu, Rachdurst, politische Strategieen und epische Medien Berichterstattung zu bedienen. Genau das ist es, was den Wahrheitskern des Holocaust beschädigt und die Bereitschaft der Menschen mindert, ein ehrenvolles Geschichtsbild zu entwickeln.

Wieder wurde eine Chance am Beispiel „75 Jahre Auschwitz“ vertan, der Menschheit ernsthaft ins Gewissen zu reden, um am Beispiel Auschwitz, die Herzlosigkeit und Brutalität von Menschen und Kulturen eindringlich anzuprangern. Leider wurde da in Jerusalem ein Festakt aus Samt und Seide in Szene gesetzt und ein Tag der Plattitüden, Worthülsen und Geschäftsabschlüsse. Wie gesagt, Höhepunkt war das, wie die Jugend es so schön nennt: „Das Gelaber eines alten weißen Mannes“ nennt, das inhaltsleere Phrasieren eines einfältigen wenig gebildeten Präsidenten, der gleich kistenweise Porzellan zerschlug. Angesichts der, nach dieser Rede folgenden mrdialen und „schleimheiligen“ Gewissensprügelei der gleichgeschalteten deutschen Medien, bleibt da nur noch Ekel und fast kaum noch eine Chance mehr, jüdischen Mitmenschen ehrlich die Hand zu drücken.

In Zusammenhang mit meiner distanzierten Betrachtung zur Gedenkkultur bezüglich Auschwitz, hier eine bezeichnende Rede des britisch/israelischen Historikers Yehuda Bauer, 2008 in Yad Vashem, aufgezeichnet. „Israel und der Holocaust“.

Es ist eine Aufgabe, ich nehme an, eine zentrale Aufgabe von Historikern, mit Mythen aufzuräumen. Was ich  möchte, ist , einen Mythos anzusprechen, der unter den Israelis, Regierungsvertretern, dem kleinen Mann auf der der Straße, den Freunden  Israels, Freunden des jüdischen Volkes in aller Welt und auch seinen Feinden, den  Feinden  Israels, verbreitet ist. Sie alle teilen den Mythos, dass Israel das Resultat des Holocaust sei. Das ist absolut falsch. Das ist ein Mythos, es ist unwahr.

Prof. Yehuda Bauer, an academic advisor to Yad Vashem and one of the world’s premier historians on the Holocaust, discusses the relationship between the Holocaust and the emergence of the State of Israel. Dealing with the widely held belief that the State of Israel came into existence because of the Holocaust.Quelle Yad Vashem/Youtube

Frei übersetzt: Es ist eine Aufgabe, ich nehme an, eine zentrale Aufgabe von Historikern, Mythen zu entlarven. Was ich möchte, ist einen Mythos ansprechen, der unter den Israelis, Regierungsvertretern, dem kleinen Mann auf der der Straße, den Freunden  Israels, Freunden des jüdischen Volkes in aller Welt und auch seinen Feinden, den  Feinden  Israels, verbreitet ist. Sie alle teilen den Mythos, dass Israel das Resultat des Holocaust sei. Das ist absolut falsch. Das ist ein Mythos, es ist unwahr

Vor dem 2. Weltkrieg lebten etwa viereinhalb Millionen Juden im sogenannten Osteuropa, außerhalb der Sowjet Union. Diese Menschen konnten nicht bleiben, wo sie waren. Sie lebten unter feindlich gesonnenen Menschen, die sie nicht mochten. Menschen, die mehrheitlich Juden hassten. In diesen Gebieten gab es 1939, unter 3,3 Millionen Juden in Polen, eine Wirtschaftskrise von gewaltigen Ausmaßen. Ein Drittel der dort ansässigen Menschen lebte an- und unter der Armutsgrenze. Jüdische Kinder konnten im Winter nicht in die Schule gehen, weil sie kein Schuhwerk besaßen.  Während der dreißiger Jahre herrschte dort gegen Juden ganz allgemein Ablehnung. Nirgendwo konnten sie hingehen. Amerika war ihnen verschlossen, Großbritannien war ihnen verschlossen, West-Europa war zu dieser Zeit zu. Südamerika war ihnen verschlossen. Palästina war ab 1936 von den Briten gesperrt. 1938/1939 wurde diese Sperre zunehmend verstärkt und es begann dort eine lange Zeit der Abriegelung. Doch hätte es für Juden die Hoffnung gegeben, Ost-Europa zu verlassen, um nach Palästina auszuwandern, dann hätten schätzungsweise ein Drittel dieser viereinhalb Millionen von ihnen sofort die Gelegenheit zur Auswanderung genutzt. Das wäre bei einer Einwohnerschaft von nur einer halben Millionen Juden zu dieser Zeit zwar extrem schwierig gewesen, doch es wäre gegangen, freilich nicht auf einmal.

Nun, das Ganze wurde durch den Holocaust gestoppt. Von 3,5 Millionen Juden wurden 3 Millionen ermordet. Der Holocaust verhinderte/stoppte mehr oder weniger  die Entwicklung (die zur Gründung Israel führte). Mehr Holocaust weniger Israel. Das war die Quintessenz.

Nun gut, der Krieg endete 1945.

1945-1947 waren da 300 – bis 350.000 Juden, nicht nur Überlebende, sondern auch viele Juden, die aus der Sowjet Union zurückgekommen waren. Diese 300 bis 350.000 Juden kamen nach dem Sieg der Alliierten nach Mitteleuropa. Vorwiegend in die US-Zonen Deutschlands und Österreichs. Dort bildeten sie eine kleine Bevölkerungsgruppe, mit der die Alliierten wenig anzufangen wussten. Die Amerikaner wollten sie nicht, die Briten wollten sie mit Sicherheit nicht. Niemand sonst auch, wollte sie.

Die meisten von ihnen, ob richtig oder falsch, entschieden sich dazu einen Ort zu wählen, an dem sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen konnten und so wollte die weitaus größte Gruppe von Ihnen nach Palästina. Sie waren gewiss nicht durch jüdische Bevollmächtigte aus Palästina zu ihrem „Exodus“ überredet werden. Im Gegenteil, sie kritisierten diese Emissäre, weil diese nicht energisch genug waren, die Weltöffentlichkeit dazu zu bewegen, die Auswanderer dort hinzulassen, wo sie hinwollten.  isten von ihnen, ob richtig oder falsch, entschieden sich dazu , einen Ort zu wählen, an dem sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen konnten und so wollte die weitaus größte Gruppe von Ihnen nach Palästina.  Sie waren gewiss nicht durch jüdische Bevollmächtigte aus Palästina zu ihrem „Exodus“ überredet werden. Im Gegenteil, sie kritisierten diese Emissionäre, weil diese nicht energisch genug waren, die Weltöffentlichkeit dazu zu bewegen, die Auswanderer dort hinzulassen, wo sie hinwollten. 

Zwischen 1945 und 1948 charterten europäische Juden und Juden aus Nordafrika Schiffe, um nach Palästina zu gelangen. Von Anfang an, das war 1946, wurden sie daran gehindert und von den Briten nach Zypern gebracht. Dort harrten tausende, zehntausende in Internierungslagern aus, hoffnungsvoll entschlossen, ihren Weg fortzusetzen. Wenn der Krieg länger gedauert hätte als er gedauert hat, wenn er 1947, anstatt 1945 geendet wäre, dann hätte es nicht einen einzigen Überlebenden mehr gegeben. Dann hätte niemand insistiert, dann wäre niemand mehr gekommen, dann hätte es keine politischen Entscheidungen gegeben, dann gäbe es kein Israel. Der Gedanke, die Welt habe den Juden Israel geschenkt, als Resultat dessen, was sie während des 2. Weltkrieges hatten erleiden müssen, ist ein totaler und absoluter Unsinn. Schaun Sie, heute kann ich im Zusammenhang mit dem internen Schriftverkehr, der diplomatischen Korrespondenz der verschiedenen Staaten, die in der UN für die Teilung Palästinas gestimmt hatten, berichten, dass da nirgendwo der Holocaust, der Genocid an den Juden überhaupt, erwähnt wird. Keine Erwähnung an irgendeiner Stelle. Nicht einmal bei denen, die die Teilung Palästinas ausdrücklich befürwortet hatten

Der Holocaust, der Genozid an den Juden? Nirgendwo ein Wort

Truman wollte keinen Staat Israel. Er opponierte dagegen bis zum Schluss. Da war nirgendwo eine Erwähnung in der amerikanischen diplomatischen Korrespondenz. Keine Erwähnung in der französischen diplomatischen Korrespondenz. Es gab nur eine Ausnahme: Andrei Gromyko, der Außenminister der Sowjetunion, hielt am 14. Mai 1947 eine Rede, in der er die Vernichtung der Juden, während des 2. Weltkrieges in Europa, ansprach.

Wie ehrlich war das gemeint? Die Sowjetunion oder die Polen, die den Holocaust nie erwähnt hatten? Die Sowjetunion und die Polen die nie an den Holocaust erinnert hatten? They couldn´t care less. Was sie wollten war nichts anderes, als die Briten aus dem Nahen Osten zu vertreiben. Dafür wären die Juden gut genug gewesen. So erwähnte Gromyko den Holocaust allein aus rein propagandistischen Gründen. Für Lügen und für Propaganda. Aber er war der Einzige, der den Holocaust erwähnt hatte, keiner sonst.

Es ist sehr wichtig, mit dem ganzen Durcheinander aufzuräumen, sehr wichtig, denn der Staat Israel wäre beinahe gescheitert. Es hing am seidenen Faden. Ja, jene Überlebenden, die es bis Mitteleuropa geschafft hatten, waren ein starkes Element. Sie waren Überlebende, dem Holocaust zum Trotze. Sie waren es, die die politischen Bedingungen schufen, (für einen Staat Israel),  der nützliche Esel, wenn man so will. Denn, die Amerikaner wussten nicht, was sie hätten tun sollten, sie wollten die Juden nicht in Amerika. Die Briten wollten sie draußen haben. Europa wollte sie nicht. Deutschland wollte sie nicht. Doch sie wollten raus (nach Palästina). Und das führte schließlich zur Diskussion in der UNO. Das Resultat war nicht der Staat Israel. Aber es eröffnete die Möglichkeit dafür zu kämpfen. Ende der Redeehr wichtig, mit dem ganzen Durcheinander aufzuräumen, sehr wichtig, Denn der Staat Israel wäre beinahe gescheitert. Es hing am seidenen Faden. Ja, jene Überlebenden, die es bis Mitteleuropa geschafft hatten, waren ein starkes Element. Sie waren Überlebende, dem Holocaust zum Trotze. Sie waren es, die (für einen Staat Israel) die politischen Bedingungen schufen, der nützliche Esel, wenn man so will. Denn, die Amerikaner wussten nicht, was sie hätten tun sollten, sie wollten die Juden nicht in Amerika. Die Briten wollten sie draußen haben. Europa wollte sie nicht. Deutschland wollte sie nicht. Doch sie wollten raus (nach Palästina). Und das führte schließlich zur Diskussion in der UNO. Das Resultat war nicht der Stasat Israel. Aber es eröffnete die Möglichkeit dafür zu kämpfen. Ende der Rede

Epilog: Im Gegenschnitt zur Rede Yehuda Bauers und dem von ihm angesprochenen Verhalten der Alliierten gegenüber den jüdischen Auswanderern, müssen an dieser Stelle Dokumente angesprochen werden, aus denen hervorgeht, dass der US-Militär-   Geheimdienst CIC (Counter Intelligence Corps) im besetzten Deutschland mit Aufgaben betraut war, die das Ausmaß der Heuchelei, so wie es Jehuda Bauer geißelt, noch auf die Spitze treibt. Neben Rüstungsfachleuten, Entwicklern und Techikern, suchte das Counter Intelligence Corps Fachleute, die organisatorische Erfahrungen aufgrund ihrer Tätigkeit in Konzentrationslagern besaßen. Die Dokumente besagen, dass bei einem direkten Konflikt mit der UDSSR, jüdische Palästina-Auswanderer, die aus dem Osten Europas stammten, in Lagern interniert werden sollten. Die Begründung des CIC damals: Man könne davon ausgehen, dass die aus Osteuropa stammenden Juden meist sowjetische Partisanen gewesen seien und dementsprechende Sabotageerfahrungen mit sich brächten. Im Zusammenhang mit einem möglichen militärischen Vorstoß der Sowjets in die persischen und arabischen Ölfördergebiete, bestünde die Gefahr, dass diese ehemaligen sowjetischen Partisanen von Palästina aus operieren könnten, um Sabotageakte durchzuführen. Nach der Gründung des Staates Israel, am 14. Mai 1948 , liess der CIC seine Pläne fallen und ermöglichte es den von ihm engagierten deutschen „KZ-Spezialisten“ mit gefälschten Identitäten des Vatikans und Jugoslawiens in Südamerika abzutauchen.