Die österreichische Wirtschaftskammer, eine halbstaatliche Geldvernichtungsmaschine?

Eine wutbürgerlich glossierende Systemkritik von Rolf Dieter Lehner

Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, kam es aufgrund einer geradezu surrealen und verhöhnenden Medienkampagne der Wirtschaftskammer Österreich zu Massenprotesten und auf gut Deutsch zu einem handfesten Shit Storm im Internet.

Die Proteste waren derart massiv, dass die Wirtschaftskammer gezwungenermaßen ein Propaganda-Musikvideo über die Vorteile des 12 Stunden Tages, bzw. der flexiblen Arbeitszeit von ihrer Plattform nahm.

Ein Lied, das in seiner Sandmännchen-Machart einstigen DDR-Jubelversen fatal ähnelt. Zum Entsetzen und Zorn einer selbstbestimmten demokratischen Gesellschaft. Gut eine Woche lang wurde die Wirtschaftskammer in tausenden Zuschriften mit Schmähungen, Wut und Spott überschüttet.

“Willkommen in der Welt der Arbeit“, so der Titel des unseligen Kammer-Musik-Spots,.

Foto Quelle: You Tube

Es war freilich nicht allein die Qualität des Produktes an sich, das den Entrüstungssturm auslöste. Was provozierte, war vor allem der Stil.  Das Produkt war zu einer Hymne an die glückliche und sorgenfreie Klasse der Werktätigen geraten. Eine Hymne  an die so reich beschenkten Arbeiter der Faust und nicht minder an die Arbeiter der der Stirn. Eine realitätsferne und verkrusteten Institution hatte eindrucksvoll ihren Bewustseinsstand demonstriert. In wenigen Tagen gab es etwa eine Viertelmillion Proteste im Netz. Dazu kamen spontane Anrufe, unter anderem auch von zornigen Spartenobleuten, die sich in ihrem Engagement und ihren operativen Leistungen geradezu sabotiert sahen. In der Tat, ganz offensichtlich gibt es zwischen der institutionellen Kammer und den gewählten Spartenobleuten streckenweise eine, nicht unerhebliche Kluft. Inzwischen wurde die mit 1 Million budgetierte Kampagne, zu der auch Fernsehspots geplant waren, auf Eis gelegt.

Da, wo Unternehmer mit einer geradezu sittenwidrigen Zwangsmitgliedschaft vergewaltigt werden, da lässt sich leicht mit Geld um sich werfen. Insbesondere in der Werbung produziert die Wirtschaftskammer, nach Meinung von Fachleuten, Unerträglichkeiten am laufenden Band.

Eine weit verbreitete Meinung sieht die Wirtschaftskammer Österreichs als Fisch, der vom Kopf stinkt, bis zur hintersten Schwanzflosse. Und das bis zum Himmel.

Was da an verfehlter Sonnenschein Propaganda der Wirtschaftskammer Österreich im Shit Storm der Öffentlichkeit mit Pauken und Trompeten unterging, ist nur die Spitze eines Eisbergs. Draußen in der Diaspora, ein Paradebeispiel ist übrigens die Wirtschaftskammer Tirol, ist das Erscheinungsbild nicht minder banal und dilettantisch. Auch hier beklagen Spartenobleute Einfallslosigkeit und Inkompetenz in Sachen Medienarbeit. Allzuoft umgesetzt, werde das in klassisch Tirolerischer Patenschaft, die sich immerhin in der Wahl der Waffen von anderen Beziehungsformaten unterscheidet.

Während sich draußen, gewissermaßen an der Front, der Unternehmer mit Unmengen von Problemen herumschlägt, um Lehrlinge kämpft und mit sinnlosen Vorschriften aus Wien und Brüssel blockiert wird, ringt die Mitarbeiterschaft ihrerseits mit extrem hohen Lebenshaltungskosten.

Kein Wunder, dass die WKO da mit ihrer zutiefst verblödenden Sonnenschein-Propaganda provoziert. Da muss der kritische Geist rebellieren, wenn ihm bei derlei Fast Food aus der Mülltonne des Absurden unweigerlich Brechreiz überkommt. Das Elaborat der Kammer zeugt nicht nur von Konzeptionslosigkeit und struktureller Vergreisung, sondern auch von der Missachtung mündiger Bürger, denen es angesichts der wirtschaftlichen Lebensumstände beileibe nicht nach dummen Sprüchen zumute ist.

Der Ruf nach einer durchgreifenden Kammerreform wird zunehmend lauter. Alte Zöpfe müssen abgeschnitten werden. Dabei steht die Zwangsmitgliedschaft auf Platz eins der Agenda. Diese Zwangsmitgliedschaft ist repressiv, undemokratisch, nicht europakonform und ganz und gar nicht leistungsbezogen..

Eine Wirtschaftskammer, die ihre Beiträge zwangsweise eintreibt, muss irgendwann zu einem undurchsichtigen Apparat degenerieren. Viele kluge Köpfe, auch in der Kammer, haben das bereits seit langer Zeit kritisiert und Reformen angemahnt.

Ganz in diesem Sinne und gemessen an den Fakten, erscheint die Wirtschaftskammer Österreich im konkreten Fall wie eine Faust aufs Auge der Wirtschaftstreibenden und nun auch deren Mitarbeiterschaft.

Es gibt nur eine Option:

Weg mit der Pflichtmitgliedschaft und her mit der Erneuerung der Wirtschaftskammer Österreich an Haupt und Gliedern.

Quelle: Youtube