Kitzbühel Tourismus ein sinkendes Schiff?
Ende Oktober legten Signe Reisch als Obfrau von Kitzbühel Tourismus und dessen Aufsichtsratsvorsitzender, Josef Burger, unisono ihre Ämter nieder.
Als Begründung für das fluchtartige Verlassen des sinkenden Kitzbüheler Tourismus Schiffes hatten beide als Grund, Kontroversen mit Bürgermeister Klaus Winkler angegeben.
Wer sich allerdings die Nächtigungszahlen und die dementsprechend leeren Betten für den vergangenen Sommer zu Gemüte führt, der wird zu ganz anderen Schlüssen kommen.
Mit dem deprimierenden Nächtigungsergebnis im August von mageren minus 20,3 Prozent und einem Gesamtergebnis für den Sommer von insgesamt minus 42 %, zählt Kitzbühel Tourismus mit seinem Ranking zu den großen Verlierern unter den Tourismusverbänden Tirols. Abgeschlagen liegt Kitzbühel hinter seinen Nachbarverbänden, die, trotz Corona, teilweise sogar zweistellige Zuwächse erreichen konnten. Das Pillerseetal schrieb plus 10,2% und der Tourismusverband „Wilder Kaiser“ konnte sich mit immerhin 1,4 % plus gerade noch über Wasser halten.
Dieses Sommerergebnis von Kitzbühel Tourismus legt schmerzhaft die bereits seit langem eklatanten Mängel an seinem Produktportfolio offen. Mängel, die man nie wahrhaben wollte und die in den vergangenen Jahren durch teuer subventionierten Eventtourismus (Gabalier, Silbereisen etc.) in die falsche Richtung lief. Mit anderen Worten, man favourisierte unbeirrt jenen Schicky Micky Tourismus, der mit seinem zuviel an Hully Gully, den Blick auf die eigentlichen Qualitäten Kitzbühels verstellt. “The Show must go on“ war eben jener falsche Dampfer, auf dem sich Kitzbühels Tourismus befand und von dem sich nun die beiden Protagonisten Reisch und Burger eilig verabschiedet haben.
Es ist nun einmal Fakt, dass Kitzbühel Tourismus seine millionenteuren Träume der letzten Jahre just in diesem Sommer in den Sand gesetzt hat. Deutlich ist Kitzbühel Tourismus dafür mit einer verheerenden Sommerbilanz abgestraft worden. Es war eine folgenschwere Unterlassung, die Marke Kitzbühel nicht durch differenzierte und variantenreiche Angebote aufzuladen. Anstatt dessen verpufften die Illusionen von Größe und Großartigkeit, geradezu wie eine sündteure Seifenblase. Die von der TVB-Führung unter Signe Reisch, Josef Burger und Viktoria Veide-Walser ausgerufene Event Strategie „Kitzbühel 365“ ist, gemessen an der Sommerstatistik der Tiroler Tourismusverbände, eindeutig an den Herausforderungen des Sommers 2020 gescheitert und konnte mit den über die letzten Jahre gewachsenen Produkt-Strategien der anderen Mitbewerber in Tirol, nicht im entferntesten schritthalten. Mit seinen wenig, bis unzureichend definierten Produkten und einer fehlgeschlagenen Marktkommunikation am sommerlichen Reisemarkt 2020, ist Kitzbühel aufgelaufen.
Angesichts der Führungslosigkeit im Kitzbüheler Tourismusverband, erschien unlängst in spätem Triumph, der vor 8 Jahren als Obertouristiker geschasste Christian Harisch auf dem Plan und liess sich zum Nachfolger von Signe Reisch küren. Der ehrgeizige Hotelier und Rechtsanwalt, gerät nun zwischen die Mühlsteine eines zweiten Lockdowns, der in Kitzbühel derzeit panikartigen Aktionismus auslöst. Christian Harisch wird von der Hoffnung getrieben, sowohl den Tourismus, als auch sein Imperium, durch die Turbulenzen der Zeit mehr oder weniger unbeschadet hindurchzuführen.
Allerdings, es ist wohl das erste Mal in der Karriere des neuen TVB-Obmanns, selbst den Lauf der Dinge kaum mehr bestimmen zu können. Harisch ist ebenso, wie die meisten seiner Zunft, passiv dazu verdammt, nur auf der Zuschauerbank auf bessere Zeiten im Tourismus zu hoffen.