Wenn sich Verschwörungstheorieen am Ende als „wahr“ erweisen.

Woher rührt die Beflisseneit der deutschen Eliten, sich immer wieder in der Geschichte supranational zu engagieren und die Interessen ihres Gemeinwesens dabei hintan zu stellen? Und warum spielt in der Geschichte der Deutschen immer wieder Verrat eine entscheidende Rolle. Politischer Verrat und Verrat an der eigenen Geschichte. Auch in unserern Tagen werden Dissidenten diffamiert und als Leugner und Verschwörungstheoretiker abgetan, wenn sie den Kern des uralten deutschen Problems erahnen: den Verrat an der eigenen Res Publica.

Dieser Ungeist der Deutschen steht im Gegensatz zum Verhalten aller anderen Solidargemeinschaften auf der Welt, deren Eliten sich stets auf die Gestaltung ihrer eigenen Nation konzentriert haben.  Der problematische deutsche Nationalcharakter ist bereits in den Ursprüngen der deutschen Geschichte angelegt. Allein die Tatsache, dass in alten Zeiten die germanischen Führungseliten etwa zur Hälfte römisch-universal beeinflusst waren, während die andere Hälfte stammesgebunden in starker Gegnerschaft zu den Römern stand, weist auf eine erste, historisch deutlich verortbare Bruchlinie hin, die immer wieder von Verrat begleitet war.

Berzeichnend in dem Zusammenhang ist das Schicksal des Siegers in der Varusschlacht, Arminius des Cheruskers, der den Römern auch nach der „Varusschlacht“, 9 n.Chr. in verschiedenen Gefechten in den Jahren 14 n.Chr. bis 16 n.Chr erheblich zu schaffen machte. In dem Zusammenhang schildert der römische Schriftsteller Tacitus in seinen Annalen folgende Intrige: „Ich finde bei den Geschichtschreibern und Senatoren dieser Zeit (Anm: 14-16 n.Chr.) , dass ein Brief des Chattenfürsten Adgandestrius im Senat verlesen worden sei, worin derselbe den Tod des Arminius versprach, wenn man ihm zur Vollbringung des Mordes Gift schicken wolle; die Antwort sei gewesen: das römische Volk pflege nicht durch Trug und heimlich, sondern offen und bewaffnet an seinen Feinden Rache zu nehmen.“

Im Jahr 21 n.Chr. wird Arminius von seinen Verwandten ermordet. Dieser Mord spiegelt sich wieder im Nibelungenlied, als Siegfried durch Hagen von Tronje heimtückisch von hinten getötet wird.

Siegfrieds Tod: Aus einer Hasndschrift des Nibelungenliedes
1480/1490 (Bild Wikipedia)

Spektakulär war die äußerst brutale Niederwerfung und Christianisierung der heidnischen Sachsen durch Karl den Großen. Für ihn, den vom Papst gekrönten Frankenkaiser, bedeutete die Verbreitung des universalistischen Christentums römischer Prägung das Primat der Politik. Dahinter stand freilich, schon vor Karl, von Anfang an das Wechselspiel der Machtinteressen zwischen Papsttum und Frankenreich. Bei der Zusammenführung der verschiedenen germanischen Stämme in dieses Königreich der Franken, stand die Verbreitung des Christentums unabdingbar im Vordergrund. Weltliche und kirchliche Macht, standen in einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Die gesamte Infrastruktur des Staates, ausgenommen der militärische Bereich, wurde massgeblich durch die Kirche aufrechterhalten. Die frühesten Verwaltungseinheiten des Staates waren oft die Bischofssitze, Klöster und Abteien. Sie beeinflussten die ideologischen und intellektuellen Zentren des Staates, im Sinne von „Denkfabriken“.

Kein anderes Ereignis zeigt die ineinander verwobene Beziehung von Kirche, Staat und römischem Reich deutlicher, als die Reise Papst Stephans II, wohl eher eine Flucht im Jahr 754, nach Ponthion, im heutigen Frankreich. Dort trifft der Papst den fränkischen Majordomus (Hausmeier), Pippin III., den Vater Karls des Großen. Papst Stephan II. bittet Pippin III. flehentlich um Hilfe gegen die Langobarden. Daraufhin kommt der Vertrag von Quierzy zustande, die Pippinsche Schenkung, in der Pippin III. dem „Nachfolger Petris“, Rom und größere Gebiete in Nord- und Süditalien überträgt. Zusätzlich sichert Pippin III. dem Papst Militärhilfe gegen die Langobarden zu.

Das Ganze ein einmaliger, geradezu unerklärlicher Vorgang. Erst die „Pippinsche Schenkung“ schafft die territoriale Voraussetzung für die spätere, ungeheure irdische Macht des Papsttums. Am 28. Juli 754 salbt Papst Stephan II. Pippin III. zum König und verleiht ihm und seinen Nachfahren den Titel „PATRICIVS ROMANORVM“. Warum das alles so gelaufen ist und warum Pippin III aus einer Position der Stärke heraus gegenüber dem schwächelnden Papst so generös handelte, das deckt gnädig das Dunkel der Geschichte. Die Folgen allerdings , waren unabsehbar. Durch diese Krönung schuf Papst Stefan II einen Präzedenzfall, Seit diesem Tag, leitete das Papsttum sein Recht darauf ab , fränkisch/römisch-deutsche Herrscher zu salben und zu krönen. Ein weiteres Mal manifestiert ein Papst diesen Rechtsanspruch anlässlich einer Intervention Karls, d,. Gr. gegen den Römischen Stadtadel. Der Chronist Karls, Einhard beschreibt die Situation am Abend des 1., Weihnachtstages des Jahress 800 in der St. Peter Basilika zu Rom: Der Frankenkönig sei in tiefer Andacht versunken gewesen, als Papst Leo III. von hinten an Karl herangetreten sei und ihm überraschend die Kaiserkrone aufgesetzt habe. Karl, so lassen sich die Quellen vernehmen, sei von diesem Prozedere nicht gerade erbaut gewesen. Kaiser habe er durchaus werden wollen, jedoch nicht unbedingt durch die Hand des Papstes, schreibt Einhard (775 – 840).

Einhard schreibt das Leben Karls, des Großen nieder . Miniatur aus der Großen französischen Chronik, 14. Jahrhundert .

43 Jahre später bricht das Zentral-Europa-umspannende Reich der Franken auseinander. 843 wird die Teilung des Reiches im Vertrag von Verdun besiegelt. Im Westen entsteht Franzien, (Francia), das spätere Frankreich, im Osten Francia Orientalis. Dieses „Francia Orientalis“ wird sich bis ins 11. Jahrhundert successive zum „Regnum Teutonicum“ (dem Deutschen Reich), bzw. zum „Heiligen Römisches Reich“ entwickeln, mit dem, seit dem späten 15. Jahrhundert bis 1806 gebräuchlichen Zusatz „Deutscher Nation“. Dieser Teil des alten Fränkischen Reiches wird sich nie vom Papsttum emanzipieren, wie dies vergleichsweise dem Westfränkischen Reich, dem späteren Frankreich gelingen wird.

Karl der Große, Sohn des Pippin III. Darstellung Karls des Großen in der Chronik des Ekkehard von Aura um 1112/14, Cambridge (Bild Wikipedia)

Als Spätfolge des totalen Zusammenbruchs der alten „Pax Romana“ herrscht in Europa eine, inzwischen bereits jahrhunderte andauernde, tiefe gesellschaftliche Depression, die sich in einer kollektiven biblischen Weltuntergangsstimmung manifestiert. Aus dieser Endzeiterwartung heraus, entwickelte sich die eigentliche Reichsidee, die Translatio-Imperii, im Sinne einer neuen globalen sinnstiftenden Mission nach dem Untergang des alten Rom. Unter Berufung auf die Schriften des Kirchenvaters Hironymus († 419 oder 420), die sich auf das alttestamentarische Buch „Daniel“ berufen, wird die Idee der Endkaiser entwickelt, die als Friedenskaiser die Aufgabe haben, vor dem Weltenende, den Antichristen nieder zu werfen. Voraussetzung dafür ist die Wiedererrichtung des Römischen Kaisertums, was mit der Berufung Karls des Großen geschieht. Dieses „Reich“ stellte einen hierarchisch gegliederten Leistungsverbund dar. Dieser war weit entfernt von dem, was wir heute unter einer „RES PVBLICA“ verstehen. Die Sinnstiftung dieses Reiches bestand darin, im Rahmen des hierarchisch gegliederten König- bzw. Kaisertums, das christliche IMPERIVM ROMANVM, als eine von Gott gegebenen Ordnung, wiederherzustellen. Fundament dieses Reiches war ein, auf verliehenen Privilegien ruhendes Lehenssystem, welches alle weltlichen und kirchlichen Leistungsträger durch einen persönlichen Treueeid an Kaiser und Reich band. Er, der König bzw. Kaiser, war allerhöchst von Gott legitimiert und konnte darum Anspruch erheben, auf die universale Schirmherrschaft über die gesamte Christenheit bzw. über den Erdkreis.

Thron Karls, d. Gr. im Hohen Dom zu Aachen (Bild Wikipedia)

Politische und rechtliche Entscheidungen wurden unter Vorsitz des Königs bzw. des Kaisers auf Hoftagen, den Vorläufern der Reichstage, getroffen. Das Römisch Deutsche Herrschaftsystem war ein Reisekönig- bzw. Kaisertum, ohne Hauptstadt, allein gestützt auf Kaiserpfalzen im ganzen Reich, in denen fallweise Hoftage abgehalten wurden.

Kaiserpfalz Heinrichs III. 11. Jahrh. Goslar (Bild: Privatarchiv)

Bedingt durch die sich im Reich entwickelnden Herrschaftsstrukturen, an denen auch die Geistlichkeit im Rahmen der Reichskirche nicht unmaßgeblich Anteil hatte, kam es zu einer fortschreitenden Verweltlichung dieser Geistlichkeit und zu einem damit einhergehenden schwindenden Einfluss des Papsttums auf das Reich. An dieser Entwicklung entzündete sich seit dem Hochmittelalter ein „Investiturstreit“ zwischen den Herrschern des Reiches und dem Papst. Die ständigen Auseinandersetzungen lähmten die Entscheidungsfreiheit des Königs, bzw. Kaisers. Erschwerend kam hinzu, dass die Entscheidungsträger im Reich, ob weltlich oder geistlich, zwischen dem König bzw. Kaiser einerseits und dem Papst andererseits taktierten. Ein fortschreitender Autoritätsverlust des Königs- bzw. Kaiserums war die Folge.

Die Ottonische Reichskrone um 950 Weltliche Schatzkammer, Wiener Hofburg.

Es war ausgerechnet der deutsche Papst Leo IX. (1049 – 1054), der den Investiturstreit um die Rolle der Geistlichkeit im Reich vom Zaun brach. Die Kernfrage lautete: Soll der Papst das direkte Oberhaupt der Geistlichkeit im Reich sein oder aber der Herrscher des Reiches als Souverän der Reichskitrche, gemäß der Doktrin des Heiligen Hironymus.

Die Auseinandersetzung um diese Kernfrage setzte eine politische Entwicklung in Gang, die das Papsttum am Ende befähigte, kraft göttlichen Auftrags, aktiv in politische Vorgänge im Reich einzugreifen. Bis hin zur Absetzung eines Königs, bzw. Kaisers. Zur gleichen Zeit betreibt Leo IX. bzw. seine Beauftragten, eine rabiate Politik gegenüber der Byzantinischen Ostkirche und löst damit das Schisma von 1054 aus, die Trennung der West- von der Ostkirche.

Papst Leo IX. aus einer Buchmalerei der ehem. Abtei Zwiefalten
(Bild Privatarchiv).

Im Zusammenhang mit diesem „Schisma“ reklamiert die katholische Westkirche die allumfassende Macht über das Erdreich für sich. Sie beruft sich dabei auf das Römische Westreich, dem alten Zentrum römischer Macht, über dem nun der Papst stehe. Mit diesem globalen Anspruch, tritt das Papsttum in offenen Widerspruch bzw. in direkte Konkurrenz zum bestehenden Römischen König- bzw. Kaisertum Der „Heilige Stuhl“ untermauert seinen Anspruch durch die Behauptung, das Papsttum stünde in der direkten Nachfolge des ersten christlichen Kaisers Konstantin (Regierungszeit 306-337). Damit verbunden verweist Papst Leo IX. auf das Constitutum Constantini.

Konstantin der Große, Regierungszeit 3067-337 (Bild Vatikanische Sammlungen)

Es handelt es sich dabei um eine völlig frei erfundene und gefälschte Urkunde, welche das Papsttum als direkten Erben des Römischen Reiches ausweist. Das „Constitutum Constantini“ besagt, dass Konstantin die globale Macht des alten Römischen Westreiches, nebst allen kaiserlichen Insignien an den Bischof von Rom übertragen habe. Danach soll sich Konstantin selbst, ab dem Jahr 334, nach Byzantion, dem späteren Konstantinopel, zurückgezogen haben.

Empfänger des Constitutum Constantini war Papst Silvester (314-335) gewesen, weil er Konstantin auf wunderbare Weise vom Aussatz geheilt haben soll, so die Story, die hinter dieser Schenkung steht.

Woher stammte diese Urkunde, diese angebliche Schenkung jenes römischen Kaisers, der seinerzeit als erster seine Politik am Christentum ausgerichtet hatte? War dieses Constitutum Constantini im Umfeld der Pippinschen Schenkung des Jahres 754 entstanden und womöglich in einem fränkischen Kloster angefertigt worden? Oder war es umgekehrt? Hatte Papst Stephan II das Constitutum Contantinipräsentiert und damit Pippin III. beeindruckt?. Der Ursprung des Dokumentes wird von Historikern jedenfalls auf das 8. Jahrhundert zugeordnet und immer wieder in Zusammenhang mit Pippin III. in Verbindung gebracht.

1073 besteigt in Rom der deutsche Mönch Hildebrand als Papst Gregor VII. den Stuhl Petri. Auch er positioniert sich unmissverständlich: „Als Nachfolger des Heiligen Petrus sei er nicht nur Richter in geistlichen Dingen, sondern auch oberster Fürst aller irdischen Königreiche“. Auch er beruft sich, wie sein Vorgänger, Leo IX., auf das Constitutum Constantini, die „Konstantinische Schenkung“.

In Deutschland stößt der Anspruch Leo IX auf die alleinige Herrschaft über die Christenheit, vor allem bei König Heinrich IV. auf lebhaften Widerstand. Der Streitpunkt ist die Rolle der deutschen Geistlichkeit als integraler Bestandteil der Reichskirche. Heinrich betrachtet die Bischöfe und Äbte als seine Lehensmänner, die auch am politischen Geschehen des Reiches aktiv Mitsprache haben. Gregor VII. jedoch sieht sie als Kleriker des Heiligen Stuhls und fordert direkten Durchgriff auf die Kirche im Reich. Damit strebt er natürlich auch Teilhabe am politischen Geschehen im Reich an. Der „Investiturstreit“ zwischen Kaiser und Papst strebt einem Höhepunkt entgegen.

Link untens: Heinrich IV. bittet Mathilde von Tuszien (rechts oben) und seinen Taufpaten Abt Hugo von Cluny (links oben) um Vermittlung bei Papst Leo IX.
Codex Vaticanus, um 1115 (Bild Wikipedia

In harschem Stil fordert Gregor Heinrich IV. auf, sich seinem Gebot bzw. seinen Forderungen zu unterwerfen. Der sattsam bekannte Gang Heinrichs IV. nach Canossa und seine Unterwerfung unter den Willen des Papstes, gestützt auf das Gewicht der frei erfundenen und gefälschten Konstantinischen Schenkungsurkunde, wird, was das künftige Schicksal der Deutschen betrifft, nicht deren letzter „Canossagang“ in der Gechichte sein, bei der Fälschung eine zentrale Rolle spielt. Jedenfalls von nun an, steht das Königtum des Römischen Reiches, bzw. das Kaisertum, unter der allgegenwärtigen Bedrohung von Acht und Bann durch das Papsttum.

Der „Investiturstreit“ schwelt weiter und so muss sich in der Folge auch der Staufer, Friedrich II., mit Papst Gregor IX. (1227–1241), auseinandersetzen. Auch er wird, mittels der Konstantinischen Schenkung in die Knie gezwungen. Dieses Mal geht es zusätzlich um die Vormachtstellung in Süditalien, wo sich der Papst gegenüber dem Kaiser einer Zweifrontenstellung ausgesetzt sieht, da Friedrich zugleich König von Sizilien ist. Der König bzw. der Kaiser, so stellt Gregor IX. unter Berufung auf die Konstantinische Schenkung ausdrücklich klar, sei dem Papsttum verpflichtet: „Er schulde dem Papst Gehorsam und habe ihn, den Papst, als Vater und Lehrer anzusehen“. Zweimal wird Friedrich II. von Gregor IX. exkommunziert. Der Papst verflucht Friedrich als Antichrist und Bestie der Johannes-Apokalypse und zweimal sieht sich Friedrich II. zudem noch dem drohenden Verrat durch zwei deutsche Fürsten ausgesetzt. Der Erzbischof von Mainz und der Erzbischof von Köln betreiben die Absetzung Friedrichs II. und die wird 1245 durch Papst Innozenz IV. vollzogen.

Sylvesterkapelle 1246, Rom. Erbaut von Papst Innocenz IV (1243 bis 1254)
Der Papst empfängt die Weströmische Krone und die Insignien des römischen Kaisertums durch Kaiser Konstantin. Aus dem Bilderzyklus zur Konstantinischen Schenkung.

Ein Jahr darauf lässt Innozenz IV. in Rom eine Kapelle zu Ehren des Hl. Silvester, dem „Hauptdarsteller“ im Constitutum Constantini errichten. In einem Bilderzykus wird hier der Akt der Konstantinischen Schenkung, entsprechend den propagandistischen Mitteln der Zeit, bildlich erzählt. Sozusagen als Rechtfertigung des päpstlichen Handelns gegenüber Kaiser Friedrich II.

Sylvesterkapelle 1246, Rom. Erbaut von Papst Innocenz IV (1243 bis 1254).
Kaiser Friedrich II leistet „Stratordienst“ (Reitknechsdienst am Papst), ein wichtiges Unterwerfungsritual. Kaiser Friedrich II. führt das Pferd Papst Sylvesters. Aus dem Bilderzyclus zur Konstantinischen Schenkung.

Die Absetzung Friedrichs II., die dem zweiten Bann des Papstes folgte, war bis dahin der wohl massivste Eingriff eines Papstes in das deutsche Reichsgeschehen. Die Folge war ein Interregnum, die sogenannte Zwischenzeit des Reiches, eine führungsschwache Epoche, von 1245 bis 1273, von der sich das Römische Reich nur schwer erholte. Der Betrug des Päpstlichen Stuhls am Römisch Deutschen Reich, unter Einsatz der Konstantinischen Schenkungsurkunde, war für das Reich zu einer existenziellen Katatrophe geworden. Eine Katastrophe, welche die Weiterentwicklung der deutschen Geschicht nachhaltig beschädigte.

 Im Inneren des Reiches, in Deutschland allerdings, entstand eine „Reichssehnsucht“, ein erstes kollektives Solidarbewusstsein, das sich an der legendären Gestalt Kaiser Barbarossas festmachte, der der Sage nach im Berg Kyffhäuser gefangen saß und doch eines Tages heraus treten werde, um das Römische Reich der Deutschen wieder neu erstehen zu lassen. Eine Volksweiskeit kennzeichnet die Lage auf anschauliche Weise: Teutschlandt ist wie ein schöner weidlicher Hengst, der Futter und alles genug hat, es fehlt ihm nur an einem guten Reiter.“

Analog zur Entwicklung des Ostfränkischen Reiches zum römisch deutschen Kaisertum, entstand zwischen Papst und Reich mit zunehmender Schärfe, ein Konkurrenzkampf um die Frage, wer denn nun tatsächlich der Erbe des alten römischen Universalitätsanspruches sei: Der Endzeit- und Friedenskaiser, unter Berufung auf das alttestamentrische Buch Daniel, oder der Papst, gestützt auf die Konstantinische Schenkung. 

Rückblickend stellt sich die Frage: Was könnte Pippin III. seinerzeit wohl dazu bewogen haben, den Papst mit einer derartigen territorialen Macht auszustatten und dies vielleicht sogar, gestützt auf eine wichtige Schenkungsurkunde, das „Constitutum Constantini. Kann man Pippin III, im  Zusammenhang  mit dieser erlogenen Geschichte verdächtigen, im Hinblick auf die Konstantinische Schenkung, seine Finger im Spiel gehabt zu haben oder war es umgekeht, Vielleicht, denn er akzeptierte nicht nur die  päpstliche Macht, sondern er unterstützte auch den schwachen und flehenden  Papst tatkräftig durch seine „Pippinsche Schenkung“ und durch den darauf folgenden Feldzug gegen die Langobarden. In jedem Fall sah sich Pippin III. noch nicht als Endkaiser.  Er besass, mit seiner Mentalität als Warlord, bei weitem nicht die umfassende Intellektualität Karls des Großen. Pippin III war auf den Papst als Hüter der Christenheit fixiert und investierte in ihn zur der Erlangung  von Einfluss, dies aus rein machtpolitischen Überlegungen.

Es bleibt dem großen italienischen Dichter und Philosophen Dante Aglieri vorbehalten, das Kaisertum neu zu definieren. Dante argumentiert in seinem dreibändigen Werk, einem seiner Hauptwerke, „De Monarchia“,unter Zugrundelegung der Konstantischen Schenkung, auf einer rein säkularen gesellschaftspolitischen Basis.

„Monarchia“ entsteht mutmaßlich während der Romfahrt und der Krönung des Luxemburgers, Heinrich VII., zum deutschen König zwischen 1308 und 1313. Ein Ereignis, das Dante angesichts der Misere des „Interregnums“ im Römischen Reich und der Verwicklung der Päpste in Dauerfehden inspiriert und hoffnungsfroh stimmt. 

Dante bezieht sich  auf das Constitutum Constantini, dessen Rechtsgültigkeit er untersucht. „Die Herrschaft über Rom sei in dem Maße der Grundstein für die kaiserliche Herrschaft, so wie das Gesetz die Grundlage für richterliche Autorität bilde“, schreibt Dante. „Demzufolge könne der Kaiser seine Machtbasis nicht  einfach verschenken, ebensowenig wie ein Richter sich vom Gesetz unabhängig machen könne“. Dante argumentiert weiter: „Der Papst seinerseits hätte das Constitutum Constantini von Haus aus gar nicht  annehmen dürfen, da für ihn nach Matthäus 10,9 das Verbot der Anhäufung weltlichen Besitzes bestehe.“ Darüberhinaus bezeichnet Dante auch die „Translatio Imperii“, die Ideologische Basis des Römischen Kaisertums an Karl den Großen, bzw. an das Römische Kaisertum, als unrechtmäßig.

Fazit: Mit seinem Werk „Monarchia“, verabschiedet sich Dante vom gottgegebenen Herrschaftsanspruch des römischen Kaisertums und auch den weltlichen Herrschaftsanspruch der Päpste stellt er zur Disposition. Die alte Weltvorstellung vom „Endkaisertum“, das den „Antichristen“ besiegen soll, ist somit zugunsten eines neuen, aufgeklärten Humanismus beendet, der in die Renaissance bzw. in die Reformation führt. Damit ist die die Endzeitstimung des Mittelalters endgültig überwunden.

 

Nikolaus von Cusa (Cusanus) (1401 – 1464)
(Bild Wikipedia)
Lorenzo Valla (1407 – 1457)
(Bild Wikipedia)

Etwa zeitgleich zueinander entlarven der deutsche Gelehrte, Philosoph und Kardinal Nikolaus Cusanus (1401 – 1464) und der römische Humanist Lorenzo Valla (1407 – 1457), stilistische und inhaltliche Unstimmigkeiten in der Konstantinischen Schenkungsurkunde. Valla stellt in seinem Werk „De falso credita et ementita Constantini donatione“ unter anderem folgendes fest: In der Schenkungsurkunde ist von einem «Diadem» die Rede, das der knieende Kaiser Konstantin, angeblich dem Papst überreicht haben soll. Ein solches Herrschaftszeichen existierte jedoch im vierten Jahrhundert noch nicht. Auch die Bezeichnung für die damaligen römischen Bischöfe “ PAPA, plural PAPAE“, tauchen fälschlicherweise in der Konstantinischen Schenkungsurkunde auf. In der Fälschung ist auch von Konstantinopel die Rede. Tatsächlich aber hiess Konstantins neue oströmische Hauptstadt zu dieser Zeit Byzantion. Im Jahr 330 wurde die Stadt in „Nova Roma“ umgetauft und erst nach dem Tode Konstantins im Jahr 337, wurde „Nova Roma“ offiziell in Konstantinopel umbenannt. Valla spottet über die Schenkungsurkunde, sie sei in einem schlechten „Küchenlatein“ verfasst worden. Die Erkenntnisse Vallas befeuern den Humanismus vor allem in Deutschland und mit ihm die Reformation, die eine Emanzipation vom alles dominierenden Papsttum anstrebt.

Deutsche Fassung der Publikation Lorenzo Vallas
(Bild Privatarchiv)

Reichsritter Ulrich von Hutten hatte Vallas Traktat auch auf Deutsch veröffentlicht und damit entscheidend zur disssidenten Haltung des Humanismus und der Reformation gegenüber dem „Papismus“ beigetragen. Es war dies der erste große Emanzipationsversuch der Deutschen, in breitem Maße unterstützt von Fürsten des Reiches, von Freien Reichstädten, dem Handwerk, dem Handel und dem Bauernstand. Längst machte der Begriff „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ die Runde und auch der Kaiser bezeichnete sich neuerdings als „erwählter Kaiser“.

Es bedurfte des 30-jährigen-Krieges (1618 – 1648), um die humanistisch-reformatorischen Ideen, die im 15. und 16. Jahrhundert mit der nationalen Bewusstwerdung der Deutschen einhergegangen waren, für weitere Jahrhunderte zum Schweigen zu bringen. Längst war auch die Diskussion um die „Konstantinische Schenkung“ verdrängt und verstummt.

Nach Jahrhunderten der Dominanz und Unterdrückung durch die Römische Kirche, war es dem protestantischen Preußen vorbehalten, die Deutschen 1871 in ein neues, Zweites Reich zu führen, das sich im Rahmen des „Kulturkampfes“ von vornherein deutlich vom universalen Anspruch des Katholizismus distanziert hatte.

Ignaz Döpllinger, Abgeordneter der deutschen Nationalversammlung (Bild Wikipedia)

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte der Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung und katholische Gelehrte, Ignaz Döllinger, noch einmal ausdrücklich klargestellt, dass die Behauptung der Kirche falsch sei, die „Konstantinische Schenkung“ sei angeblich oströmischen Ursprungs gewesen und ebenso falsch sei es auch, dass es sich ursprünglich um ein verlorengegangenes, in griechisch verfasstes Dokument gehandelt habe, das erst im Nachhinein ins Lateinische übersetzt worden sei. Der Vatikan räumte schließlich doch die Fälschung ein und konstatierte, dass der Anspruch auf weltliche Macht nicht durch ein Geschenk des römischen Kaisers gerechtfertigt gewesen sein könne. Erst Papst Benedikt XVI. (2005–2013), entfernte die Tiara, die päptsliche Krone als Symbol der irdischen Macht endgültig als unseliges Symbol weltlichen Herrschaftsanspruches aus dem päpstlichen Wappen.

Es war Adolf Hitler vorbehalten, die alten Bande zur katholischen Kirche durch das Reichskonkordat von 1933, neu zu knüpfen. Dieses, mit Hitler und dem Vatikan  vereinbarte Reichskonkordat gilt bis heute. Damit war es der katholisch erzogene „Führer“, der die Modernität der preußischen Aufklärung und deren Distanz zu einem irrationalen katholischen Globalismus unterbrochen hatte.

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Unterzeichnung des Reichskonkordates 1933.
Mitte: Eugenio Pacelli, der spätere Papst
Pius XII.
Links: Reichskanzlerstellvertreter Franz von Papen (Bild Wikipedia)

Die Bundesrepublik Deutschland ist wieder, wie das Erste Reich, unlösbar von Dogmen geleitet und in globale Verflechtungen und Verpflichtungen eingebunden. Damit erfüllt die Berliner Republik, getragen von einer kollektiven gläubigen Hysterie, erneut und erstrangig Pflichten und Aufgaben, die von außen herangetragen werden.

Ob dies ebenso auf Basis von Betrug oder Fälschung geschieht, wie das vergleichsweise bei der „Konstantinischen Schenkung“ der Fall war, das herauszufinden, wird jenen vorbehalten sein, die stark genug sind, die fraglos vorhandenen Indizien bloßzulegen und zusammenzufügen, die heutzutage das Schicksal der Deutschen maßgeblich bestimmen.