Wer wird aus dem Kommunalwahlkampf 2021/22 als Vizebürgermeister oder Vizebürgermeisterin des derzeit noch amtierenden Bürgermeisters, Dr. Klaus Winkler, hervorgehen? Um diese Frage ist derzeit im Rücken des Stadtoberhauptes ein Stühle-Rücken entbrannt. Seit nun gut 18 Jahren hat Klaus Winkler all jene um sich herum erfolgreich weggebissen und ruhiggestellt, die sich auch nur im Ansatz durch konstruktives und eigenständiges Denken hätten auszeichnen können. Doch jetzt macht sich da Unruhe breit. Winkler erinnert an einen Schwarzsee-Fischer, der versucht, einen Korb voller, sich windender Aale, unter Kontrolle zu bringen.
Winkler regiert und dominiert, gestützt auf die seit 1945 in Tirol regierende, verhaberte, verfilzte und in vielen Bereichen korrupt anmutende ÖVP, die auf die alte Tiroler Fahne schwört und doch kaum ein Versprechen auszulassen scheint, dass sie nicht irgendwie brechen könnte. Ganz auf ÖVP- Linie ist der Führungsstil Klaus Winklers. Er ist absolut und duldet nicht den geringsten Widerspruch. Dieser Führungsstil ist gekennzeichnet durch egomanisches Misstrauen. Dabei verhungern Kreativität und Initiative am langen Arm der Macht des Systems Winkler. Überspitzt formuliert: Das System Winkler erweckt den Eindruck, eines absolutistischen Herrschaftssystems, heruntergebrochen auf Gemeindeebene.
Wie funktioniert dieses System Winkler? Zuerst tauscht man Führungspersonal im Rathaus aus und ersetzt dies allmählich durch Freunde und enge Verwandte. Der Stadtamtsdirektor beispielsweise, ist ein Cousin des Bürgermeisters. Ein weiterer Schritt besteht darin, den Medienapparat der Stadt, die Stadtzeitung und das Stadtfernsehen zu 100 Prozent in der Hand zu haben. Und in der Tat, niemand, außer dem Bürgermeister, bestimmt, was in beiden Medien geschrieben oder gesendet werden darf. Eine Mitsprache anderer Kräfte in der Stadt wäre undenkbar. Das gilt auch für alle weiteren Schlüsselpositionen, die Klaus Winkler in Kitzbühel besetzt. Ob Sparkasse, Stadtwerke, Altenwohnheim oder Bergbahn. Alle hier auf zu zählen sprengt jeden Rahmen. Klaus Winkler hat darüber hinaus auch jene Mandatare neutralisiert, deren Pflicht es wäre, die Arbeit des Stadtoberhauptes kritisch zu begleiten. So ist die SPÖ unter der Führung des großzügig honorierten und dotierten zweiten Vizebürgermeisters, Walter Zimmermann, ohne Not, angesichts absoluter ÖVP Mehrheit im Gemeinderat, mehr oder weniger eine „Abnick-Fraktion“ und agiert, degradiert als Stimmvieh, fernab aller sozialdemokratischer Ideale, im Machtinteresse des amtierenden Bürgermeisters.
Angesichts dieses Zustands ist jede Eigeninitiative und jedes selbstständiges politisches Denken in der Gemeindepolitik, von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und sogar der Kitzbüheler Lokalredakteur der ansonsten so angesehenen Tiroler Tageszeitung, wirkt da geradezu, wie ein Verkündigungsorgan allerhöchsten Bürgermeisterwillens.
Wer kann da ÖVP-Vizebürgermeister im System Winkler werden?
Gerhard Eilenberger: Den Blick unverdrossen und starr in eine imaginäre Zukunft gerichtet, so sitzt er da im Gemeinderat, zur rechten seines Herrn und das schon ganze 30 Jahre, der ÖVP-Arbeiter-Angestellten-Funktionär, der das Amt des Ersten Vizebügermeisters in Kitzbühel derzeit hält.
Eilenberger könnte so noch weitere 30 Jahre dasitzen, als stummer Diener, wenn da nicht allseits an seinem Stuhl gesägt würde. Da ist zunächst Gemeinderat Hermann Huber, Landwirt und Bauernbündler, der im Vorfeld der Gemeinderatswahlen vorsichtig und doch deutlich mit den Hufen scharrt. Ein nützlicher Mehrheitsbeschaffer für Bürgermeister Winkler zwar, doch ein autonom denkender Mann mit eigenen politischen Vorstellungen.
Hermann Huber steht die vorbildhafte Erinnerung an die lukrative Machtfülle des Bauernbündlers Peter Hechenberger lebhaft vor Augen. Hechenberger hatte sich 2016 als stellvertretender Bauausschussobman in die dritte Reihe zurückgezogen. So könnte es nun Zeit sein, das jedenfalls hofft Hermann Huber, sich selbst und den Bauernbund wieder ins Spiel zu bringen. Doch Klaus Winkler wäre nicht das, was er ist, wenn er einen selbstständig denkenden Mann wie Huber neben sich dulden würde. Damit kommt ein weiterer Bauernbündler GR. Georg Wurzenrainer ins Spiel, als willige Stimme seines Herrn, in Konkurrenz zum eigenständig denkenden Hermann Huber.
Fast unbemerkt hat sich nach 18 Jahren engagierter Stadtratstätigkeit auch ÖVP Stadträtin Ellen Sieberer, für das Vizebürgermeisteramt positioniert. Als loyale Mitstreiterin ihres Bürgermeisters ist sie, die Frau des Museumsleiters der Stadt Kitzbühel, in den Augen von Bürgermeister Klaus Winkler berechenbar und linientreu. Das verschafft ihr nach oben hin durchaus Wohlwollen und macht sie zu einer wichtigen Vizebürgermeister-Kandidatin. Ginge es weniger autoritär zu und um Genderproporz, so wäre ihr das Amt sicher.
Freilich, bis Ende Jänner 2022 wird sich Klaus Winkler bedeckt halten. Er weiß zu pokern, er kennt die Art Versprechungen, die man nicht unbedingt halten muss. Und während er Listenplätze in Aussicht stellt, entwickelt sich da vielleicht, aus dem Nichts heraus, eine völlig überraschende neue Konstellation: Ein wichtiges, wenngleich unauffälliges Mitglied der ÖVP-Liste von Bürgermeister Winkler ist der Skischulbesitzer und vorzeitig zurückgetretene TVB Vizepräsident Manfred Hofer. Hofer ist ein freundlicher Mensch und ein Mann des Sportes. Er ist kaum gesegnet mit politischem Backgroundwissen. Sozusagen ein Mann, der sich nur berufen fühlt, weil er gerufen wurde. Kurzum ein Mann, fern politischen Denkens aber allseits beliebt und ganz nach den Vorstellungen von Klaus Winkler zu formen, zu lenken und zu manipulieren.
Manfred Hofer, Ellen Sieberer und Georg Wurzenrainer, das wäre der neue Führungskader rund um Klaus Winkler. Mehr oder weniger ausbalanciert zwischen Wirtschaftsbund, AAB und Bauernbund. Bleibt am Ende noch Ludwig Schlechter: Gemeinderat Ludwig Schlechter, dem Bürgermeister Winkler vor gar nicht allzu langer Zeit den Posten des Bergbahnvorstands in die Hand versprochen hatte,um ihn dann im Regen stehen zu lassen. Schlechter ist ein umgänglicher Mann und er kennt das Regelwerk der Stadtpolitik. Er könnte als Träger eines angesehenen Namens für Winkler zum Problemfall werden, wenn er konsequent seine führende Rolle im Wirtschaftsbund geltend macht.
Fazit: Noch hält Bürgermeister Klaus Winkler sich, bezüglich seiner oder seines Vizes bedeckt und scheut die Diskussion über Posten. Man wird wohl bis Ende Jänner 2022 warten müssen. Erst dann wird Bürgermeister Winkler wohl seine Favouriten präsentieren. Der Propagandaapparat des Bürgermeisters, die Stadtzeitung und das Stadtfernsehen werden dann den allerhöchsten Willen ihres Herrn mit pflichtschuldigem Jubel verkünden.
Die langen Gesichter der ausgebooteten Kandidaten, die freilich, kann man sich gut vorstellen.