Klaus Winkler und die bestandene Weinprobe

Othmar Seidl aus dem niederösterreichischen Krems, das ist der Mann, der mit seiner Firma KITZ Immobilieninvest GmbH und einem Millionen-Budget, derzeit rund um seinen Golfclub Eichenheim und das angrenzende Hotel Grand Tirolia, alles auf den Kopf stellt. Dies gestützt auf eine vom Kitzbüheler Gemeinderat mehrheitlich genehmigte weitreichende Flächenwidmung.

Othmar Seidl links und Klaus Winkler rechts: Man sah sich tief in die Augen und es war wohl mehr als nur das „Gamströpferl„, was beide miteinander verband. Fotocredit Florian Werner, Krems

Zur Vorgeschichte: Mitte November 2019 folgte Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler mit großem Gefolge einer Einladung des neuen Eigentümers von Eichenheim zur Weinverkostung nach Krems.

Im Rahmen der feuchtfröhlichen Verkostung eines Grünen Veltliners, Jahrgang 2019, im Seidl eigenen Kremser Einkaufszentrum am Steinertor, durfte Klaus Winkler in großem Stil, mit handverlesenen Ehrengästen, den neuen Wein auf den Namen „Gamströpferl“ taufen.

Man sah sich tief in die Augen und es war wohl mehr als nur der Wein. Irgendwann zu fortgeschrittener Stunde soll es angeblich Klaus Winkler euphorisch herausgerutscht sein: „Lieber Othmar, ich habe eine Steuerberatungskanzlei. Wenn ich dir nicht nur als Bürgermeister irgendwie helfen kann, bitte“.

Wie oft und ob überhaupt Winkler dieses Angebot in wohlbetuchten Investorenkreisen tatsächlich gemacht hat? Nur eine Behauptung? Oder hat da tatsächlich jemand unschicklich mitgehört?

Denn jene, die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis“.1 Timotheus 6:9 Fotocredit Florian Werner, Krems
Die heilige Dreifaltigkeit: Die Kirche, das Geld und die Macht: v. links, Pater Pius Nemes, Stift Göttweig, Othmar Seidl, Bürgermeister Klaus Winkler. Fotocredit Florian Werner, Krems

Gerade mal sechs Monate durfte das „Gamströpferl“ lagern, dann konnte am 8. Juni 2020 endlich wieder damit geprostet werden: Im Raumordnungsverfahren Eichenheim stimmte der Kitzbüheler Bürgermeister mit seiner ÖVP/SPÖ Mehrheitsfraktion gegen die starken Bedenken der Opposition einer Flächenwidmung zu, die für Seidl geradezu eine Bankgarantie bedeutete. Denn nun hatte Othmar Seidl weitgehend freie Hand, wenn er irgendwann doch einzelne Hotelsuiten als Eigentumswohnungen verkaufen wollte oder müsste. (Siehe Nachtrag).

Und Bürgermeister Klaus Winkler? Er und das „Gamströpferl“, hatten die Weinprobe bestanden.

Nachtrag:

Das bereits bestehende Hotel Grand Tirolia ist dem Investor Seidl mit 85 Zimmern zu klein. Othmar Seidl hat Größeres vor: 2018 hatte er das Areal Eichenheim mit  Hotel und Golfclub der russischen Oligarchin Jelena Baturina abgekauft. Eine Sprecherin des Finanzdienstleisters Seidl sagte damals: „Es sind nur ein paar Schönheitreparaturen anhängig“.

Es sind nur ein paar Schönheitreparaturen anhängig“. Sprecherin der KITZ Immobilieninvest GmbH. 2019

Nun aber, im Jahr 2022, werden es doppelt so viele Zimmer werden, als bisher. Skeptiker munkeln in dem Zusammenhang, der Mann aus Krems müsse irgenwann doch Suiten parifizieren lassen, um auf seine Kosten zu kommen. Parifizierung ist das Zauberwort, mit der die nimmersatte Immo Branche mit Riesengewinnen in solider sizilianischer Manier jede Form von Heimat platt machen darf. Wenn dem in einem Raumordnungsvertrag, seitens einer Gemeinde, nicht ein Riegel vorgeschoben wird.

In Kitzbühel geschah das unbegreiflicherweise nicht. Auf ausdrücklichen Wunsch von Bürgermeister Klaus Winkler und  seiner ÖVP/SPÖ Gemeinderatsmehrheit lehnte der Gemeinderat eine entsprechende Einschränkung im Raumordnungsvertrag ausdrücklich ab. Warum aber wäre eine solche Einschränkung im Raumordnungsvertrag mit der KITZ Immobilieninvest denn so wichtig gewesen?

Die KITZ immobilieninvest GmbH Othmar Seidls wies per 31. Dezember 2019 Verbindlichkeiten in der problematischen Höhe von 52.262.455,57 Euro auf. Dies bedeutete zum Erhebungszeitpunkt ein negatives Eigenkapital von 8.202.720,67 Euro. Nun stellte die an der Firma Othmar Seidls mit 42 % beteiligte ÖVP freundliche Firma ILAG Vermögensverwaltungs GmbH in Wien, nach dem damaligen Stand der Dinge, für den Um- und Neubau 20 Millionen Euro bereit. Damit summierten sich die Verbindlichkeiten der KITZ immobilieninvest Gmbh Seidls auf eine Gesamtsumme von 72 Millionen Euro.

Unter diesen Prämissen erschien es den Kritikern des Projektes Eichenheim als reale Gefahr, dass die Gruppe um Othmar Seidl, gestützt auf den umstrittenen Gemeinderatsbeschluss, über eine Alternative zum Hotelbetrieb, nachdenken könnte. Nämlich über die lukrative Parifizierung von Hotelsuiten. Immerhin würde das, weitere Investoren ins Boot holen. Unter anderem legt wohl auch der rapide Imageverlust Kitzbühels als Top Destination Überlegungen nahe, notfalls Hotelbetriebe, wie das Grand Tirolia zum Teil einer anderen Nutzung zuzuführen.

Solange jedenfalls Klaus Winkler das Regiment in Kizbühel führt, brauchen sich die „Gleicheren“ unter den „Gleichen“ bezüglich Raumordnung, bzw. Sanierung der Finanzen, keine allzu große Sorgen machen.